
Christelle LEHRY
Präsidentin APRONA
Der Oberrheingraben ist der bedeutendste Grundwasserspeicher Westeuropas. Das Grundwasser fließt in der oberrheinischen Tiefebene von Basel bis Mainz und erstreckt sich über drei Länder. Dieser einzigartige Wasservorrat ist eine kostbare Ressource, mit der die Trinkwasserversorgung von mehr als sieben Millionen Menschen sichergestellt wird.
Eine sehr wichtige Rolle spielt dieser natürliche Wasservorrat auch für Landwirtschaft, Industrie und Haushalte, durch deren Aktivitäten künstliche Schadstoffe in die Umwelt freigesetzt werden. Aufgrund des Fehlens einer schützenden Gesteinsschicht und der geringen Tiefe des Grundwassers in diesem grenzüberschreitenden Raum ist die Ressource besonders anfällig gegenüber anthropogenen Schadstoffbelastungen.
Das INTERREG-VI-Projekt ERMES-ii-Rhein 2022-2025 knüpft an die früheren grenzüberschreitenden Bestandaufnahmen der Grundwasserbeschaffenheit an, die bis in die 1990er Jahre zurückreichen. Bei diesen Untersuchungen wurde eine besorgniserregende Belastung des Grundwassers mit einer Vielzahl von Schadstoffen festgestellt, wobei die Folgen des Zusammenwirkens dieser Substanzen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt noch unzureichend bekannt sind. Aus diesen Projektergebnissen konnten wertvolle Erkenntnisse über die räumliche und zeitliche Entwicklung dieser bekannten bzw. neuartigen Schadstoffe gewonnen werden, die die Notwendigkeit einer weiteren Grundwasserüberwachung untermauern.
Das Projekt ERMES-ii-Rhein 2022-2025 will mit drei wesentlichen Innovationen zur Vertiefung des Grundwissens insbesondere über die neuartigen Spurenstoffe und damit zur Bewahrung des Grundwassers beitragen:
- Fokussierung auf neuartige Spurenstoffe, darunter PFAS, Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln, Arzneimittelrückstände und Weichmacher
- Untersuchung der qualitativen Auswirkungen der Infiltration von Kläranlageneinleitungen aus Oberflächengewässern in das Grundwasser
- Einsatz von innovativen Analyseverfahren wie Non-Target-Screening.
Die Zielgruppen dieses freiwilligen und unparteiischen Herangehens sind die Technik- und Wissenschaftsgemeinde ebenso wie Politiker und zivilgesellschaftliche Organisationen. Die Website präsentiert die Ergebnisse des Projekts ERMES-ii Rhein 2022-2025 und gibt weiterhin die Möglichkeit, die Resultate des Vorgängerprojekts von 2016 abzurufen, bei dem erstmals die Verschiedenartigkeit sowie die große Verbreitung neuartiger Spurenstoffe festgestellt worden waren.
Das Ziel besteht darin, die Entwicklung dieser Belastungen zu beobachten, damit die Maßnahmen zur Bewahrung und Wiederherstellung der Grundwasserqualität auf lokaler und europäischer Ebene im Einklang mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) priorisiert werden können.